Ein alter Ring mit einer Prägung der Buchstaben IH in einer Ovalen Form mit Blumenmuster

Von Westpreußen über Berlin und Bayern nach Kanada: Ein goldener Ring und seine Geschichte

Wenn ein Ring erzählen könnte …

In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts begann die Geschichte der Mennoniten im damals königlichen Preußen. Über mehrere Jahrhunderte fanden sie dort Heimat und entwickelten und bebauten das Land. Infolge des Zweiten Weltkriegs ging diese Heimat verloren. Der Krieg und die anschließende Flucht und Vertreibung führten zum Verlust der Heimat und zur Zerstörung vieler Werte. Nur einige wenige Erinnerungsgegenstände konnten gerettet werden. Eines davon ist der goldene Ring, den Isaak Harder im Jahr 1831 seiner Frau Gertrude zur Hochzeit schenkte.

Isaak Harder, geb. 1800, war in erster Ehe mit Anna geb. Dyck verheiratet. Als Anna nach der Geburt einer Tochter verstarb, heiratete Isaak ein halbes Jahr später ein zweites Mal. Doch seine Frau Helene geb. Wiens starb nach der Geburt des dritten Kindes an „Entzündung im Leibe“. Isaak war nun mit 29 Jahren zum zweiten Mal Witwer geworden und hatte vier kleine Kinder zu versorgen. Ein Jahr später heiratete er seine dritte Frau Gertrude, geb. Conrad. Für sie ließ er den kostbaren Ring anfertigen. Es wurde verfügt, dass der Ring über die Generationen immer an die jeweils jüngste Tochter vererbt werden sollte. Isaak und Gertrude hatten zusammen 10 Kinder, von denen jedoch fünf in jungen Jahren starben.

Als Gertrude hochbetagt im Jahr 1897 starb, erbte ihre jüngste Tochter Maria Helena den Ring. Diese hatte sich mit 19 Jahren mit Peter Dau verheiratet. Dem Ehepaar wurden im Laufe von 12 Jahren neun Kinder geboren. Die nächste Trägerin des Ringes war die 1874 geborene jüngste Tochter Margaretha Luise. Sie heiratete 1913 Johannes Hempel. Ihre einzige Tochter, Charlotte, wurde 1914 geboren. Johannes, Margaretha und Charlotte Hempel mussten nach dem 1. Weltkrieg Westpreußen, das nun polnisches Staatsgebiet geworden war, verlassen. Sie ließen sich in Berlin nieder, wo Charlotte im April 1929 getauft wurde.

Ihre Mutter Margaretha war nicht nur von den Wirren des Ersten, sondern auch des Zweiten Weltkrieges betroffen: Sie starb 1946 in einem dänischen Flüchtlingslager. Nun kam Charlotte in den Besitz des Rings. Da sie ledig blieb und keine Nachkommen hatte, entschied sie, den Ring an eine Verwandte, Waltraut Wiebe, geb. Harder, weiter zu geben. Charlotte starb 1978 und der Ring wanderte von Plattling/Bayern, wo Charlotte lebte, nach Leopoldshöhe-Bechterdissen, den Wohnort Waltrauts. Schon zu ihren Lebzeiten gab Waltraut Wiebe den Ring an ihre jüngste Tochter Renate weiter, die in Winnipeg/Kanada lebt. So begleitet der Ring die Generationen und stiftet Verbundenheit mit der Geschichte.

Die Besitzerinnen des Harder-Rings

  • Gertrude Harder, geb. Conrad *30.03.1809 Prangenau, † 25.08.1897 Barenhof
  • Maria Helena Dau, geb. Harder *11.11.1842 Vorwerk, †04.07.1929 Zoppot
  • Margaretha Hempel, geb. Dau *23.11.1874 Palschau, †27.01.1946 in Silkeborg, Dänemark
  • Charlotte Hempel *15.07.1914 Schwetz, Westpreußen, †10.06.1978 Plattling
  • Waltraut Wiebe, geb. Harder *16.06.1921 Leske, †23.11.2014 Leopoldshöhe
  • Renate Dueck, geb. Wiebe *17.04.1959 Bielefeld

Orte und Wege des Harder-Rings

  • Barenhof, Westpreußen
  • Palschau, Westpreußen
  • Zoppot, Westpreußen
  • Berlin
  • Silkeborg, Dänemark
  • Plattling, Bayern
  • Leopoldshöhe Bechterdissen
  • Winnipeg, Kanada

Gekürzte Fassung eines Aufsatzes von Johann Peter Wiebe