Zifferblatt standuhr jakob moellinger

Mennonitische Innovationen

Der mennonitische Uhrmacher Johann Jakob Möllinger (1695 – 1763) war vor allem für seine Standuhren sowie seine Turmuhren bekannt. Für den Kurfürsten Carl Theodor von der Pfalz schuf er zum Beispiel um 1745 eine etwa 2,80 m hohe Standuhr, die nicht nur die Zeit anzeigte und zu jeder Viertelstunde zwei Glockenschläge ertönen ließ, sondern auch über ein Glockenspiel verfügte, das zwölf Melodien spielen konnte. Im Mannheimer Schloss, das die Möllinger-Uhr 2020 erwerben konnte, kann die restaurierte Uhr heute noch bestaunt werden.

Johann Jakob Möllinger gehörte zur Mennonitengemeinde Branchweilerhof. Sein Großvater Ulrich Möllinger war 1660 als verfolgter Täufer aus dem Berner Oberland in die Pfalz eingewandert. Johann Jakobs Werkstatt befand sich in Neustadt, wo er 1727 in der Hintergasse 26 ein Gebäude erworben hatte. Er beschäftigte mehrere Gesellen. Auch seine sechs Söhne waren als Uhrmacher tätig. Seine zweite Frau Elisabeth führte den Betrieb nach seinem Tod bis 1787 weiter.

Ein Bruder Johann Jakobs war der Unternehmer und Landwirt David Möllinger (1709 – 1786). David Möllinger betrieb seit 1744 im pfälzischen Monsheim (Hauptstraße 24) eine Schnapsbrennerei und eine Essigfabrik. In den ersten Jahren nach Gründung des Unternehmens produzierte er jährlich etwa 10.000 Liter Branntwein. Um die Rohstoffe für die Brennerei nicht zukaufen zu müssen, bewirtschaftete er einen großen landwirtschaftlichen Musterbetrieb, auf dem er durch innovative Methoden in der Viehzucht und in der Düngung größere Erträge erreichen konnte. So führte er z.B. die Düngung mit Kalk und mit Jauche ein. Eine rationale Betriebsführung mit einer klar strukturierten Organisation der anfallenden Arbeiten und einer schriftlichen Buchführung trugen ebenfalls zu seinem Erfolg bei, so dass er schon zu seinen Lebzeiten als „Vater des Pfälzer Ackerbaus“ galt. Viele informierten sich auf seinem Hof über seine innovativen Methoden; ein 1781 begonnenes und von seinen Söhnen fortgeführtes Gästebuch verzeichnete bis 1805 über 350 Besucher.

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Unternehmer und Landwirt David Möllinger (1709 – 1786)

Adam Wiebe (1584-1653), ein Wasserbau-Ingenieur und Erfinder, der aus den Niederlanden ins Weichsel-Nogat-Delta zugewandert war, baute Windmühlen, Wasserleitungen und Festungen. Seit 1616 ist er in der Region nachweisbar. Bekannt wurde er vor allem durch die Konstruktion und Errichtung einer durch Pferde angetriebenen Seilbahn (1644), mit der Baumaterialien und Erde für den Ausbau der Festungsanlagen in Danzig transportiert wurden.

Seilbahn adam wiebe
Seilbahn von Adam Wiebe (mit dem Porträt des Konstrukteurs oben rechts), Radierung von Willem Hondius, 1644