Hutterer keramik

Hutterische Handwerkskunst: die Habaner-Keramik

Die Gemeinschaft der Hutterer geht zurück auf Jakob Huter, einem aus dem österreichischen Pustertal stammenden Hutmacher, der zum bekanntesten und einflussreichsten Täufer Tirols wurde. Aufgrund der Verfolgungen der Täufer in den habsburgischen Ländern bemühte er sich um die Ansiedlung von Täufern im toleranteren Mähren. Dort waren seit 1528 täuferische Gemeinden entstanden, die sich durch ein besonderes Merkmal auszeichneten: Sie lebten in Gütergemeinschaft. Bis 1534 gab es in Mähren verschiedene täuferische Gemeinschaften, die sich der Gütergemeinschaft verpflichtet hatten: neben den älteren Austerlitzer Brüdern auch die Tiroler Täufer, die unter der Leitung von Jakob Huter eingewandert waren.  

Während die anderen Täufergruppen das frühchristliche Ideal der Gütergemeinschaft nach den Ereignissen in Münster 1534/35 aufgaben und größtenteils Mähren wieder verließen, entwickelten die Hutterer dort ein komplexes System gemeinsamen Lebens. Als Untertanen adliger Herren lebten sie auf deren Landgütern in so genannten „Haushaben“, selbst verwalteten Bruderhöfen mit etwa 500 Personen. Die Hutterer waren vor allem im Handwerk tätig und produzierten Luxusgüter wie kunstvoll bemaltes Geschirr in den typischen Farben gelb, grün, lila und blau (Habaner-Keramik), aber auch Kutschen, Schuhe oder Möbel für eine begüterte adlige Kundschaft.

Hutterer erhard 1589
Auf einem hutterischen Bruderhof (Christoph Erhard: Gründliche kurtz verfaste Historia, 1589). Im Erdgeschoss des lang gestreckten Hauses befanden sich große Räume für Arbeit, Mahlzeiten und Gottesdienste. Im zweigeschossig ausgebauten Dach waren kleine Schlafkammern eingerichtet.

Das hutterische Modell war recht erfolgreich: Bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts waren 74 „Haushaben“ bzw. Bruderhöfe mit etwa 20.000 bis 30.000 Personen entstanden Als sich jedoch in Mähren die Gegenreformation durchzusetzen begann, wurden die Hutterer 1622 durch kaiserlichen Erlass vertrieben. Etwa ein Drittel der hutterischen Gemeindeglieder wanderte aus, die anderen blieben und konvertierten zum Katholizismus. Damit ging die „Goldene“ Zeit im „Gelobten Land“ zu Ende.

Bruderhof alinkov mähren foto jason stahl
Der Bruderhof in Alinkov (heute: Tschechien), 2024. Der zu Beginn des 16. Jahrhunderts erbaute Hof wurde von Hutterern bewohnt. Bei archäologischen Grabungen wurden mehrere Schichten von Habaner-Keramik gefunden. Zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges, 1620, wurde der Bruderhof von kaiserlichen Truppen überfallen und die Bewohner ermordet. 1622 wurden alle Hutterer ausgewiesen. Nach wechselvollen Besitzverhältnissen wurde der Hof 2014 zum Kulturdenkmal erklärt (Foto Jason Stahl).

Literatur:

Astrid von Schlachta: Die Hutterer zwischen Tirol und Amerika. Eine Reise durch die Jahrhunderte, Innsbruck 2006

Astrid von Schlachta: Hutterische Konfession und Tradition (1578–1619). Etabliertes Leben zwischen Ordnung und Ambivalenz, Mainz 2003